Vor paar Tagen fand im Rahmen der Ausstellung Die Bielefelder Schule. Fotokunst im Kontext. ein Künstlergespräch zwischen Dr. Anna Zika, Professorin für Theorie der Gestaltung und Karl Martin Holzhäuser, fast 30 Jahre Professor für Fotografie, statt. Zum Gespräch wurde auch Willemina Hoenderken, Professorin für Mode-Design und Mode-Grafik, eingeladen. Alle lehren oder lehrten an der FH Bielefeld im Fachbereich Gestaltung. Das Thema des Gesprächs war Modefotografie. Hoenderken und Holzhäuser taten sich Anfang der 1990er Jahre riefen das Schwerpunktseminar Modefotografie an der FH Bielefeld ins Leben. Der Ausgangspunkt des Gesprächs war die Auseinandersetzung: Modefotografie – Werbung oder Kunst? Die Modefotografie wird ganz einerseits der Werbung zugeordnet, und wird dadurch zum Konsumgut. Anderseits steht auch fest, dass die Modefotografie heutzutage ohne Zweifel als Kunst betrachtet werden kann. Einer der ersten Fragen an Holzhäuser war, ob er im Bezug auf Modefotografie und seine künstlerische Fotografie nicht im Konflikt stand. Als Antwort hat Holzhäuser darauf hingewiesen, dass Modefotografie eine Inszenierung ist, genauso wie die künstlerische Fotografie. Er war nie daran interessiert, die Wirklichkeit zu verdoppeln, sondern wollte in der Fotografie stets was Neues inszenieren.
Die Modefotografie unterlag in den letzten 20 Jahren einem Wandel, weg von der glamourösen Inszenierung in Studios hin zu Schnappschüssen und digitaler Bildverfremdung.
In der Modefotografie geht es nicht mehr darum, Mode oder wie Willemina Hoenderken sagt Kleidung zu zeigen, sondern die Stimmung zu erzeugen und auf die Marke aufmerksam zu machen.

Früher kaufte der Kunde ein Kleid oder eine Hose, heute kaufen wir ein Lebensgefühl. Das ging teilweise so weit, dass auf Modefotos gar keine Kleidung mehr gezeigt wurde, fasste Hoenderken zusammen.

Schon in den 90er ging es um Wahrhaftigkeit, um die Bilder, die nah am Leben waren, wie die Fotografien von Terry Richardson, Jürgen Teller, Nan Goldin. Die Unschärfe wurde zum stilistischen Mittel in der Modefotografie. Auch Fotografien, auf der es gar keine Kleidung zu sehen, konnten als Modefotografie wahrgenommen werden. Auch umgekehrtes war möglich: Mode ohne Körper.

… die Marke ist heute so wichtig geworden, wahrscheinlich wichtiger als die Kleidung oder die Mode an sich.K.M.Holzhäuser

Anna Zika sieht die Modefotografie als ein soziales Phänomen, das gesellschaftliche Entwicklungen und Trend widerspiegelt und viel über unsere Gesellschaft aussagt:

die so genannten Selfies sind ein Indiz dafür, dass jeder danach trachtet, Teil eines selbsterlebten Modebilds zu werden.

Die Marke wird durch Bilder gemacht
Weg von Mode zeigen hin zu Stimmung der Mode
Die Modefotografie schwebt zwischen Kunst und Werbung.
Heute kauft man ein Lebensgefühl, Wert der Marke und kein bestimmtes besonders Kleidungsstück.

Auf die Frage, ob es Bielefelder Modefotografie gibt, hat Holzhäuser betont, dass FH Bielefeld früher die einzige Schule war, wo die beide Fächer Fotografie und Mode unterrichtet wurden. Auch die Tatsache, dass einige ehemaligen Studenten heute als erfolgreiche Modefotografen arbeiten, spricht dafür.
Auf die Frage, wie sie die Zukunft der Modefotografie sehen, kam die Antwort: künstlerisches Arbeiten angelegt an der Wissenschaft, denn die Wissenschaft kann dazu inspirieren die Fotografie neu zu denken.

 
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 Während des Gesprächs wurden einige Bilder aus dem Buch
ModefotografieKörperkult” gezeigt.
(FH Bielefeld, 1999)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Weitere Bildbeispiele aus der Präsentation von Anna Zika, die die Modeszene der 90er Jahren revolutionierten:

Terry Richardson, Werbung von Sisley
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Jürgen Teller für Versace mit Kristen McMenamy
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Infos zu weiteren Veranstaltungen, die im Rahmen der Ausstellung Die Bielefelder Schule. Fotokunst im Kontext. stattfinden, unter Die Bielefelder Schule

Titelbild: Berit Steinkröger © Ressort Hochschulkommunikation 16.10.2014

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